Oktober 23, 2024
Plaza del Canòdrom in Barcelona, Spanien
Ein spannendes Projekt am Canòdrom und eine Berliner Neuheit aus der Seilerei: die Berliner Masche. Dieses innovative neue Konzept ermöglicht…
23. Oktober 2015
Es beginnt wackelig am Fuß des Brombergs. Ein großes Einstiegsnetz führt in einen baumhausartigen Turm. Und das ist nur der Anfang, der Anfang von Europas längster Kletteranlage. Auf 168 Meter Länge schlängeln sich verschiedenste Tunnel und Brücken, Balancierelemente und Gummimatten durch diverse Türme den Berg hinauf.
In Medebach, eine Kleinstadt im Hochsauerland, einen Ferienort, der Wanderer im Sommer und Skifahrer im Winter anlockt, eröffnete nach einer Bauphase in Rekordzeit Ende September 2015 offiziell „Aventura – der SpielBerg“. Für den Spielbetrieb wurde die Anlage bereits einen Monat zuvor durch den TÜV freigegeben. Der neue „Spielplatz“ befindet sich auf einem Grundstück der Stadt Medebach, am Gelände des ansässigen Center Parks, einem Familienferiendorf inmitten der Natur. Er ist für alle Gäste, Besucher der Region und deren Anwohner kostenlos und frei zugänglich. Die Planung für den Bau einer großen Freizeitanlage und dem Anspruch auf Einzigartigkeit in Deutschland reicht einige Jahre zurück. Der Sturm Kyrill hatte 2007 schwere Schäden im Gebiet hinterlassen. Die ursprüngliche Idee stammt aus der Feder des Landschaftsarchitekten und Biologen von Center Parcs, Jean Henkens. Die Inspiration liegt in der Geschichte des Brombergs – „da wo der Wind schläft“. Und so wurde Luft, Zeichen der vier Elemente, zum Thema der riesigen Kletteranlage.
Weiterentwickelt und Realisiert wurde das Projekt durch das Landschaftsarchitekturbüro Gasse|Schumacher|Schramm aus Paderborn in Zusammenarbeit mit der Berliner Seilfabrik.
„Die Größenordnung ist etwas Besonderes. Die Anlage erforderte vor allem im Projektmanagement größte Aufmerksamkeit und hat im Bereich der Planung, Entwicklung sowie der arbeitsvorbereiteten Prozesse und produktiven Umsetzung beträchtliche Kapazitäten gebunden. Die Herausforderung lag darin, diesen Großauftrag zu realisieren und dabei andere Aufträge und somit Kunden nicht zu vernachlässigen.“, erklärt Marius Kotte, Architekt und Leiter der Abteilung Konstruktion und Entwicklung der Berliner Seilfabrik. Das Projekt wurde in neun Segmente aufgeteilt und jedes Segment im Fertigungsprozess wie ein einzelner Auftrag behandelt. So wurde sichergestellt, termingerecht und strukturiert zu fertigen. Produktneuheiten Besonders erfolgreich wurde die Herausforderung, Neuproduktentwicklung und finale Umsetzung während eines Bauvorhabens, realisiert. Einige Türme, Verbindungen zwischen den Segmenten und Verbindungselemente z. B. zwischen Rohr und Schelle werden hier am SpielBerg erstmals präsentiert. Der höchste Turm ist beispielsweise 7,8 Meter hoch. Die freie Fallhöhe überschreitet dabei nie das zulässige Maß von 3 Metern.
Im Innern führen Netze den Besucher zu einer langen Spiraltunnelrutsche. Ein weiterer fällt durch seine besondere Form auf. Hier kann man auf einem Aussichtsnetz liegend die wunderschöne Landschaft von oben bestaunen. Diese Türme sind mit Bambuspaneelen verkleidet. Die Berliner verwenden Bambus, weil es langlebiger als Holz ist und zudem eine bessere Ökobilanz aufweist. Es ist ein Gras, welches nachwächst, wenn es geerntet wird, im Gegensatz zu Holz.
In zwei Türmen hängen große Kugeln wie Kokons zwischen den Pfosten. Tellerförmige Netze erlauben den Zugang. Diese Elemente sollten möglichst transparent bleiben und trotzdem sicher sein. Dafür wurden sie mit engmaschigen Sicherheitsnetzen umschlossen. Diese werden auch an einer Stelle genutzt, wo eine kleine Schlucht überwunden werden muss und die klassische Hängebrücke über eine Felsenwand führt.
Nahezu 36 Tonnen Stahl wurden auf die Baustelle geliefert. Von den fast 100 Pfosten wog der Schwerste mit 10,40 m allein 450 kg. Bei Probebohrungen im Vorfeld im Nov. 2014 ist man im oberen Bereiches des Bergs auf festen Fels nahe der Oberfläche gestoßen. Beim Ausheben der Fundamente im Juni 2015, stellte es sich als weicher Schiefer heraus. Die Fundamentierung der Pfosten musste im Fertigungsprozess daher neu geplant werden.
Auf den Flächen mit Türmen und Podesten wurden Plateaus geschaffen, so dass das Fallschutzmaterial bei Regen aufgrund des großen Gefälles nicht wegspült wird. Als Fallschutz hat man sich für Hackschnitzel und bei den dafür zulässigen Flächen, für Rollrasen entschieden. Sie passen sich farblich an die Natur an und gewährleisten höchsten Sicherheitsstandard. Im Laufe der Zeit werden sich die Rasenflächen in eine Blumenwiese verwandeln ohne dabei die Fallschutzeigenschaften zu verlieren.
Die Steigung des Hangs beträgt circa 21 Prozent und variiert an einigen Stellen stark bis zu 46 %. Die technischen Lösungen der Berliner erlauben kleinere Anpassungen vor Ort. Die sogenannten T-Schellen, die mit verschiedenen Anschlüssen Seile, Ketten und Rohre mit den Pfosten verbinden, sind in der Höhe verstellbar. So können eventuelle Abweichungen zur Planung, die durch die Landschaft auf der Baustelle selbst, aufkommen können, ausgeglichen werden.
Für die Kleinen und die Großen
Der Aufstieg ist nicht einfach und wer sich vielleicht noch nicht durch die Türme und über die Brücken wagt, kann sich unten im extra für die kleinen Kinder angelegten Bereich austoben. Zwei große Nestschaukeln und ein kleines Baumhaus „Trii“ mit Rutsche laden hier ein. Für alle Begleitpersonen führt ein befestigter Weg parallel zur Kletteranlage entlang.